An vielen Schulen, insbesondere solchen, die ganztägig arbeiten, geht eine Entwicklung dahin, reine Hausaufgaben abzuschaffen und in Form von Übungs- und Lernzeiten in den Vormittag bzw. den ganztägig strukturierten Unterrichtstag zu übernehmen. Schulen, die dies bereits praktizieren, nennen als Argument dafür in erster Linie einen unnötigen Zeitaufwand bei Hausaufgaben, der sinnvoller als zusätzliche Zeit bei der Durchführung der Arbeiten im Unterricht verwendet werden könnte.
Zeit geht verloren
- durch nötige Erläuterungen zur Aufgabenstellung der Hausarbeit,
- Schüler/innen müssen sich am Nachmittag erneut über ihre Arbeiten orientieren (was, wann, wo sind die Materialien, wie geht´s)
- weil die Anknüpfung an Hausaufgaben am folgenden Unterrichtstag meist nicht gewährleistet und
- eine erneute Orientierung notwendig ist
Sicher gänzlich abzuschaffen sind Hausaufgaben wohl nicht, darin herrscht weitgehend Übereinstimmung. Reine Übungsaufgaben wie 1×1, Gedichte oder Vokabeln auswendig zu lernen sowie ausgesprochene Rechercheaufgaben behalten sicher auch künftig ihren Platz als Heimarbeit.
Jedoch ist der effektivere Einsatz von Lehr- und Unterstützungskräften zu anderen als zu Hausaufgabenzwecken (wie z. B. im Rahmen der Hausaufgabenbetreuung) sehr in der Diskussion.
Hier einige Argumente zur Bedeutung von Hausaufgaben:
Die Bedeutsamkeit von Hausaufgaben wird von Eltern und Lehrkräften aus verschiedenen Perspektiven gesehen (Angaben in der Reihenfolge der Wichtigkeit):
aus Sicht der Eltern:
- in einem guten Unterricht gibt es Hausaufgaben (Unterricht ohne Hausaufgaben kann nicht gut sein)
- das Erledigen von Hausaufgaben belastet die Eltern-Kind-Beziehung
- Erwartung an ganztägig arbeitende Schulen: Verbesserung der Leistungen durch Hausaufgabenbetreuung
aus Sicht der Lehrkräfte:
- Hausaufgaben sind wichtig zur Übung und Wiederholung
- das Erledigen von Hausaufgaben trägt zur Selbstständigkeit und zur Stärkung der Selbstorganisation bei
- Hausaufgaben haben eine Reihe unangenehmer Nebeneffekte:
- müssen kontrolliert werden
- hoher Zeitaufwand durch Kontrolle
- müssen an Lern- und Leistungsstand angepasst werden
- Erklärungsbedarf (am Nachmittag)
- Hausaufgaben rufen seitens der Kinder Unlust hervor
Untersuchungen zur Wirksamkeit von Hausaufgaben haben ergeben:
- gute Schüler/innen werden durch Hausaufgaben nicht noch besser
- schlechte Schüler/innen begreifen durch Wiederholung zu Hause auch nicht besser, was sie vormittags nicht verstanden haben
- Hausaufgaben haben keine Auswirkung auf bessere Zeugnisnoten
Ergebnisse des Grundschulfachtages „Lernzeit“ am 24.02.2015 in Bensheim: hier